Weltreise Artania?

[kofferradio]

Hier kann das Infoschreiben an die Passagiere eingesehen werden:

https://www.phoenixreisen.com/pdf/Wicht ... ART342.pdf

Der Eindruck, der darin erweckt wird ("alles sicher, Schutz durch die Marine, zahlreiche Schiffe, auch Kreuzfahrtschiffe, fahren da ständig durch"), halte ich für sehr grenzwertig.

Westliche Reedereien meiden das Gebiet nachwievor. Sicher nicht ohne Grund. Meines Wissens sind bisher ganze zwei Kreuzfahrtschiffe durch das Gebiet gefahren, beide ohne Passagiere.

[Raoul Fiebig]

Hallo allerseits,

hier bin ich in der Tat auch sehr skeptisch, ob das eine gute Idee ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das ganze gut gehen. Generell ist die Situation aber in meinen Augen deutlich gefährlicher als zur Hochzeit der somalischen Piraten.

[Mark Fischer]

Mir fehlen die Worte, dachte nicht, dass Phönix das Amera Desaster noch toppen kann. Dass wieder Kreuzfahrtschiffe durchfahren ist eine glatte Lüge. Es war nur eins, die Hamburg und das definitiv ohne Passagiere!

[Svennimo]

Und die Blue Dream Melody, aber beide ohne Passagiere

[fneumeier]

Generell ist die Situation aber in meinen Augen deutlich gefährlicher als zur Hochzeit der somalischen Piraten.

Und auch letztere werden gerade wohl wieder aktiver.

Gruß

Carmen

[Holger_U]

Hallo zusammen,

nun möchte ich die Situation im Golf von Aden und dem südlichen Roten Meer nicht herunterspielen, allerdings bin ich der Überzeugung, dass es sich um eine wohlüberlegte und vermutlich aus vielerlei Sicht auch um die (zum gegenwärtigen Zeitpunkt) sinnvollste Entscheidung handelt, die Phoenix Reisen im übrigen nicht Alleinverantwortlich getroffen hat. Eine Umroutung würde deutlich mehr Reiseabschnitte und nicht zuletzt auch gebuchte Gäste betreffen. In diesem Fall sind "nur" die Gäste dieses Abschnittes betroffen und haben die freie Wahl zwischen diversen Alternativen. Nebenbei dürfte somit vermutlich auch der wirtschaftliche Schaden bzw. finanzielle Mehraufwand am geringsten sein.

Ich bin vor zwei Wochen in Dubai von der HAMBURG abgestiegen. Auf dieser Reise konnte ich durch Gespräche mit der Reiseleitung und Offizieren einen winzigen Eindruck von dem im Vorfeld wochenlangen Monitoring und Risk-Management des Veranstalters, der Reederei, der Versicherungsgesellschaften, der Behörden, etc. erhalten. Die Entwicklung wurde von allen Beteiligten über Wochen hinweg beobachtet und in regelmäßigen Meetings und Konferenzen evaluiert. Letztendlich fiel dann seinerzeit (aufgrund der damaligen Situation) die Entscheidung, dass alle Gäste und ein Großteil der Crew in Dubai von Bord gehen, für diverse Tage in einem Hotel untergebracht werden und die HAMBURG mit nur einer Minimalbesatzung und in Begleitung einer Fregatte die Krisenregion durchfährt. Am vergangenen Mittwoch/Donnerstag ging dann die abgestiegene Crew in Jeddah wieder an Bord, um das Schiff für die Gäste vorzubereiten. Heute folgen die Gäste in Aqaba.

Ich will es also mal so ausdrücken, wenn die Versicherungsgesellschaften das Risiko tragen, dann wird dieses wohl eher der Kategorie gering oder moderat zugeordnet sein. Sollte sich die Situation vor Ort in den nächsten Wochen gravierend zum Nachteil verändern, dann werden alle Beteiligten sicherlich kurzfristig zu einer neuen Entscheidung kommen.

Always happy sailing
Holger

[Raoul Fiebig]

Hallo Holger,

ich bin mir sicher, dass Phoenix diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat. Das wird hoffentlich den meisten hier klar sein.

Ich halte sie dennoch für risikoreich.

[Zuber]

Möglicherweise ist das ganze auch ein finanzieller Faktor, der notwendig wird, um die Existenz der Firma weiterhin zu erhalten, um vielleicht sogar eine mögliche Insolvenz zu vermeiden, bei der ganzen unglücklichen, nicht selbst verursachten Vorgeschichte dieser mittelständischen Firma in den letzten Jahren und Monaten(Corona, Amera, Krieg...). Denn bei zu vielen, gleichsam baren Rückzahlungsforderungen, also Gelder, die eigentlich für den Betrieb gebraucht werden, sind schon ganz andere Firmen in die Knie gegangen. Einnahmeverluste plus Rückzahlungen potenzieren die Gefahr eines Untergangs.
Das wollen wir alle nicht hoffen. Ohne Phoenix sähe für mich das Kreuzfahrgeschäft in Deutschland deutlich dunkler aus.
Volker Zuber

[Michael2016]

... um vielleicht sogar eine mögliche Insolvenz zu vermeiden, ...

Denn bei zu vielen, gleichsam baren Rückzahlungsforderungen, also Gelder, die eigentlich für den Betrieb gebraucht werden, sind schon ganz andere Firmen in die Knie gegangen. Einnahmeverluste plus Rückzahlungen potenzieren die Gefahr eines Untergangs.

Volker Zuber

Wäre da etwas vorsichtiger mit solchen Formulierungen ...

[Zuber]

Lieber Michael ich will mit meinen Gedanken nicht eine wirtschaftliche Schräglage der Firma vermuten (wahrscheinlich geht es ihnen recht gut bei den vielen Buchungen) sondern einen notwenigen wirtschaftlichen Aspekt der Vorsicht. Nachdem einige schon von "Fassungslosigkeit" und "Verrücktheit" gegenüber Phoenix sprechen...
V.Z.

[Seekater]

Ihr Lieben,

ich wurde auch überrascht, dass Artania durch das rote Meer fährt.

Vielen Dank in diesem Zusammenhang für die Bereitstellung des Informationsschreibens von Phoenix. Ich habe mich damit ein bischen beschäftigt und mußte im Ergebnis manche meiner Empfindungen relativieren:

Gemeinsam mit der Reederei BSM, die seit 140 Jahren im Schiffsreisegeschäft tätig und heutzutage für über 600 Schiffe verantwortlich ist

Ist nicht BSM als Reederei für den operativen Betrieb von Artania und damit auch für die Sicherheit von Artania verantwortlich. Klar spricht man da mit dem Auftraggeber, doch verantwortlich ist doch BSM - oder?
Weiterhin hat BSM als Großreederei - laut wikipedia mit 23.000 Mitarbeitern - doch sicherlich eine Sicherheitsabteilung und auch ein Risiko-Management. Hier liegen sicherlich Daten vor, wieviel BSM-Frachtschiffe seit Beginn der Angriffe im roten Meer dort mit welcher Ladung, welchen Zielen, welchen Gegenmaßnahmen, zu welchem Zeitpunkt durchs rote Meer gefahren sind. Bei 600 Frachtschiffen weltweit, werden das in den letzten drei Monaten sicherlich einige gewesen sein.

Im Gegensatz zu BSM kenne ich jedoch nur Medienmeldungen, die über statt gefundene Angriffe/Schäden berichten. Kann ich dies im Verhältnis zu den durchgefahrenen Schiffen gewichten? Nein. Noch dazu liegt es in der Natur der Sache, dass über ungewöhnliche Ergeignisse "Angriff" eher berichtet wird, als über Routinemaßnahmen wie "XY-Reederei fährt wieder durch das rote Meer".
Aktuell könnte ich rational nicht sagen, ob die Fahrt durch eine deutsche Autobahnbaustelle oder die Vorbeifahrt im roten Meer momentan gefährlicher ist. Klar würde ich "aus dem Bauch" sagen: "Natürlich im roten Meer". Doch rational muss ich bekennen, dass ich dies nicht abschätzen kann. Die Schiffssicherheitsabteilung von BSM sollte hierzu etwas mehr rationales sagen können.

Vielleicht auch noch etwas zur Risiko-Empfindung: Etwas riskantes, was ich täglich mit hoher Routine vollbringe, empfinden ich als "normal", ich mache es ja täglich. Dagegen empfinde ich etwas mit geringem Risiko, das ich zum ersten Mal vollbringe als "hoch riskant", weil es mir schwer fällt, ich mache es ja zum ersten Mal.

Mittlerweile hat sich, wie Sie vielleicht den Medien entnommen haben, eine starke Militärallianz gebildet und Streitkräfte verschiedener Nationen haben mit Marineschiffen Position im Roten Meer bezogen, um durchfahrende Schiffe zu schützen.

Militär-Technik ist gar nicht mein Thema, doch soweit ich weiss realisiert eine moderne Fregatte heute KEINEN Geleitschutz mehr, wie das in der Vergangenheit der Fall war. Hauptaufgabe von modernen Fregatten ist die Luft-und Seeraumbeobachtung. Eine moderne Fregatte hat alle Objekte automatisch zu Erkennen und zu Verfolgen, die sich im zu beobachtenden Raum befinden. Startende Raketen können meinem Kenntnisstand nach "weltweit" erkannt werden, bevor sie überhaupt in der Luft sind.

Kurz nach Beginn des israelitischen Kampfeinsatzes sah ich in Souda-Bay, Kreta, eine dänische Fregatte die aufgrund der Position Ihrer Hauptantenne wohl den Luftraum in Richtung Israel beobachtete - das sind ein paar kilometer bis nach Israel..... Auch auf der Website der Fregatte Hessen ist zu lesen, dass sie 1.000 Ziele gleichzeitig erfassen kann, ein gepanzertes Rechenzentrum sozusagen.

Über den Einsatz der Fregatte Hessen im roten Meer kann ich mich an einen Bericht erinnern. Dort wurde über den Einsatz des Bordhubschraubers zum Abschuss einer Drohne berichtet. Meine Gedanken dabei waren - wie gesagt ich habe von Militär wenig Ahnung - dass an Bord der Hessen wohl Langeweile herrschen muss: "Lassen wir mal den Hubschrauber steigen, dass der auch mal was zu tun hat".

"Die Begleitung durch Marineeinheiten" - wie das Phoenix formuliert hat - verstehe ich daher eher nicht als "Mitfahrt" der Fregatte, sondern vielmehr als Daten- und Abwehr-technische Begleitung, die mögliche Angriffe erkennt und abwehrt, bevor sie zum Erfolg führen.


Ich hoffe mal wieder, dass mein Text nicht zu lang war, und ein paar neue Erkenntnisse lieferte.

SG
Seekater

[henry]

Danke, @Seekater, für Deine Recherchen und Auführungen. Ich denke, das erklärt Einiges und hilft dem Einen odder Anderen schon weiter.

[Zuber]

Sehr schön durchdacht und reflektiert lieber Seekater!
Volker

[Homer]

Moin
Naja wer sich dabei unwohl fühlt, den hat Phoenix ja drei verschiedene Angebote gemacht um die Durchfahrt zu vermeiden. Die kostenlosen Alternativen kosten Phoenix ja auch Geld, daher kann die Entscheidung „wir fahren durch“ ja nicht aus Geldmangel erfolgt sein.

[Zuber]

Ich denke bei solchen Entscheidungen geht es um eine Gesamtkalkulation und Abwägung, was für die Firma letztlich besser ist.
Einerseits werden sicher noch zweischneidige Diskussionen folgen, wenn das Schiff wirklich diese Route nimmt.
Andererseits wird die Firma sicher auch bewundert wegen der außerordentlichen Mühe, die sie für ihre Kunden auf sich nimmt und in welcher äußerst großzügigen Weise das alles durchgeführt wird (eigentlich typisch Phoenix).
Und unterm Strich wurde sicher genau durchgerechnet, was bei allem dem Unternehmen wirtschaftlich etwas weniger wehtut.
Wollen wir hoffen, das alles gut ausgeht.
Volker Zuber

[Pjotr]

Hallo, wir sind in 2023 noch mit der Splendida durchs rote Meer ( auch Saudi Arabien) gecruist, für uns wäre es ein zu großes Risiko! , das muss jeder für sich entscheiden, bei der Hamburg geht's wohl bisher gut!

[GeFe]

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Hallo Leute,

ich bin mir sehr sicher dass es vor vielen Wochen noch anders aussah

aber Heute sind für die 6. Etappe der Artania Weltreise 2023/24 ganz schön viele Kabinen auf dem Phoenix Portal frei und buchbar ?

heißt dies, dass es da viele Stornierungen der Teilnehmer der letzten, 6. Etappe -> wegen der beibehalter Route gegeben hat?

oder werden in Dubai auch von den Langreisenden welche in Dubai aussteigen ?

oder irre ich mich ? ?
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[Zuber]

Nach der gegenwärtigen Eskalation im Nahen Osten kann ich mir kaum noch vorstellen, dass sich die Reisepläne von Phoenix mit der Artania verwirklichen lassen. Diese Kurzfristigkeit und tägliche Unsicherheit macht die Lage nun noch komplizierter. Es ist sehr schade, dass heute etwas eigentlich sehr Vergnügliches und Harmloses, wie eine Kreuzfahrt, im Orkan viel schwerwiegenderer Dinge immer öfter (beinahe) dem Untergang geweiht scheint.
Es gab schon mal leichtere Zeiten...
Volker Zuber

[GeFe]

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ich kann mir kaum vorstellen, dass jene, die beschlossen hatten bei der 'Baba-al-Mandab' Passage der Artania an Bord zu bleiben, dass diese, nachdem auch die Huthi aus dem Jemen heraus geschossen hatten, dass die nunmehr immer noch 'hinter Ihrer Entscheidung stehen' ?
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[Digiman25]

In meinen Augen ist die Diskussion fruchtlos, da wir nicht an Bord sind und auch nicht wissen, ob die endgültigen Pläne von Phoenix noch mal geändert werden. Kaffeesatzleserei bringt einen nicht weiter - weder im Forum, noch an Bord.

Gruß aus Lippe
Walter