Niemand will teures Bauland in einer 1a-City-Lage als Flächen vorhalten, die nur temporär genutzt werden (Sommersaison und nur dann, wenn ein Kreuzfahrtschiff da ist)!Gerd Ramm hat geschrieben:Tien Du hast eine Seite der Medaille beleuchtet, wo ich Dir voll zustimme.
Die andere Seite ist doch, dass Hamburg sich total verzettelt hat mit den Terminals. Warum hat man nicht z B am alten Überseezentrum ein Terminal mit 4 bis 5 Liegeplätzen gebaut, die S-Bahn bzw die U- Bahn , die jetzt bzw vor einiger Zeit fertig wurden dahin verschwenkt. Man hätte eine anständige Anbindung an den ÖPNV gehabt. Jetzt sind nur Altona durch Bus und Grasbrook durch U- Bahn zu erreichen.
Vom Überseezentrum hätte man den Gästen auch die Skyline der Stadt zeigen können, was von Steinwerder nicht möglich ist.
Aber mich fragt ja keiner.
Niemand will teures Bauland in einer 1a-City-Lage als Flächen vorhalten, um Infrastrukturen vorzuhalten, um dort zu parken!
Ich gehe mal davon aus, dass 80% des Quell-/Zielverkehrs zu einem Kreuzfahrtterminal südlich der Elbe ist und nur 20% nördlich der Elbe.
Wenn du also vermeiden willst, dass alle mit Auto und Gepäck anreisenden Gäste durch den Elbtunnel und die Elbbrücken sollen, dann war es ein sehr geschickter Schachzug der Stadt, das Kreuzfahrtterminal in Steinwerder zu bauen.
Es liegt an den Gesellschaften die Ein- und Ausfahrt zu einem Spektakel zu machen oder nicht. Morgens früh schläft eh alles und abends wäre es geil, wenn sie nicht sofort links in die Elbe abbiegen, sondern einmal kurz zur Elbphilharmonie fahren und dort drehen und dann den Gästen vorbei an den Landungsbrücken vorbeifahren.
Aber Hamburg ist nun mal nicht Glacier Bay National Park und je nach Tiefgang kostet jede Minute ggfls. auch mal einen längeren Aufenthalt. Die Ausbaggerung will ja auch keiner.
Keiner will für das Parken mitten in der Stadt 30-50 EUR/Tag zahlen: Siehe Amsterdam 1a Lage zum Gucken und zum Laufen, aber besch... für alle, die vom/zum Schiff wollen. Ich finde es schön an der HafenCity und in Altona, aber ich hasse dort das Parken, weil ich nicht immer Lust mit Bahn und Taxi anzureisen. Ich suche situationsabhängig aus.
Es nur den Kreuzfahrern schön zu machen kann es volkswirtschaftlich nicht sein. Die Kreuzfahrer sind eine absolute Minderheit! Wenn öffentliches Geld fließen soll, dann muss es vielen nützen.
Ich freue mich über jede öffentliche "Subvention", die ich erfahre (kostenlose Shuttle, Ausbau von attraktiven Kreuzfahrthäfen usw.), aber es trifft sowieso Leute, die es sich leisten können und auch wollen und deswegen auf Kreuzfahrten gehen.
Wie hieß es so schön im Billy Wilder-Film "Eins, zwei, drei!": Kein Frau der Welt sollte zwei Pelzmäntel haben, wenn es noch Frauen auf der Welt gibt, die noch keinen haben.
Daher heißt es für mich: wenn öffentliche Gelder dafür eingesetzt werden, dass sich die Situation für viele verbessern als nur Luxus für einige wenige, dann sind die Gelder dort besser eingesetzt.
D. h. bevor ein Kreuzfahrer "subventioniert" werden sollte, wäre es wichtiger einem Hartz-IV-Kind eine Sommerfreizeit zu ermöglichen.
Wenn es aber Projekte gibt: Leerstand vs. sinnvolle Nutzung durch die Kreuzfahrt und alle profitieren davon, dann sollte auch das gemacht werden. Würde jeder Hamburger fühlen, dass er persönlich davon profitiert, dass es ihm in Hamburg besser geht, wenn der Senat Geld für Kreuzfahrtprojekte ausgibt, dann würden wir vermutlich nicht gleichzeitig eine Diskussion führen, wie schlecht Kreuzfahrtschiffe Hamburg machen.
Und in dem Augenblick, wenn Linie 62 nur noch alle 20 Minuten statt alle 15 Minuten fahren kann, weil die "Luxus"-Kreuzfahrer in Steinwerder eine Fähre bekommen, damit sie zum HVV-Tarif rüber können, in dem Augenblick wird garantiert der Hass auf alle Kreuzfahrer der Welt größer.
Wenn ich eine zusätzliche Fähre besorge und gleichzeitig ein Konzept erarbeite, wie ich auf den Bau von Parkplätzen verzichten kann, damit möglichst viele BEQUEM vom/zum Schiff mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen und das gut rechtfertigen und verkaufen kann, dann ist man sicherlich auch gegenüber solchen Projekten positiv gestimmt.
Deswegen: HafenCity ist Teil eines Shopping Centers und dort entstehen Hotels zum Vorübernachten usw. usw. Nur Parken wird hier bestimmt auch unbezahlbar, aber macht eben damit auch die Anreise mit ÖV attraktiver. Hier profitieren alle gegenseitig voneinander. Und in der U4 wird man es nur an den Koffer merken, dass überhaupt Kreuzfahrer sich unter den Fahrgästen gemischt haben. Aber bei der U4 wurde alles relativ richtig gemacht: es gab erst die Infrastruktur und dann die Projekte, und so konnte man sich von vorherein einstellen, dass man gut mit der U-Bahn hinkommt. Bei Steinwerder war es eben umgekehrt... Lass uns mal bauen und uns hinterher überlegen... (oder auch gar nicht).
Aber wir sollten uns schon mal an den Gedanken gewöhnen, dass wir nach und nach aus den attraktiven Innenstadtlagen als Kreuzfahrer rausfliegen werden. Die Städte sind in erster Linie für die Menschen da, die dort leben und arbeiten und nicht für Kreuzfahrer. Sondern auch für Kreuzfahrer. Und Linie 62 könnte so toll sein, wenn es nicht die vielen Touristen gibt, die nicht auf eine Hafenrundfahrt, die ja für Touristen gemacht sind, gehen und statt dessen lieber subventioniert, den Finkenwerder die Kapazitäten wegnehmen. Vielleicht kommt ja eines Tages auch das, was es in Venedig gibt: Einheimische zahlen weniger auf der Linie 62 als Touristen. Dann ist das Geld super ausgegeben, um diejenigen, die täglich auf ÖPNV angewiesen sind, ein attraktives und bezahlbares Angebot bieten zu können, aber diejenigen adäquat an der Bereitstellung der Infrastruktur zu beteiligen, die nur mal für 3 Tage im Rahmen einer Pre-Cruise in der Stadt sind. Die Venezianer hassen uns Touristen, wenn wir denen alle Plätze im Vaporetto wegnehmen, aber sie wissen auch, dass sie nicht für 1,50 EUR im 12-Minuten-Takt fahren könnten, wenn wir Touristen nicht gleichzeitig für 7,50 EUR den 12-Minuten-Takt mitfinanzieren und ermöglichen würden.
Deswegen: es gibt gute Gründe für Steinwerder, aber es könnte besser laufen, wenn man vorher nachgedacht hätte, wie man vernünftig ein Areal erschließt, bei dem die Nachfrage nach ÖV von Stunde zu Stunde schwankt. Von 0, wenn kein Schiff da ist bis X, wenn alle wieder an Bord müssen. In Kopenhagen will man nicht, dass alle sich in Taxis reinsetzen. Deswegen gibt es Bus 25 extra für Kreuzfahrer. Aber auch das holen sie sich garantiert über die Liegegebühren zurück, die wir dann doch mit unserem Kreuzfahrttickets bezahlen.